Von Zeit zu Zeit beschäftige ich mich beruflich oder privat mit digitalen Video-Workflows. Ich filme zum Beispiel, für die spätere Analyse, die Spiele der Teams unseres ortsansässigen Hockeyvereins oder arbeite an einer App, die in irgendeiner Form Video-Content beinhaltet.
In beiden Fällen bearbeite ich die Original-Files hauptsächlich auf technischer Ebene, selten auf der Künstlerischen. Meistens konvertiere ich Videos in andere Datei-Formate. Oft verändere ich Video-Parameter, wie z.B. Bildrate, Auflösung oder Bitrate. Mein Ziel bei der Videobearbeitung ist hauptsächlich eine möglichst hohe Datenreduktion bei möglichst wenig Qualitätsverlust beim visuellen Eindruck während der Wiedergabe.
Aktuell bearbeite ich die Videos auf einem i7-1165G7 mit Linux Mint 20 und ShotCut. Als Codec für die Ausgabe nutze immer häufiger AV1 WebM.
AV1 WebM ist aus einer Zusammenarbeit zwischen Mozilla, Cisco und Google hervorgegangen, lizenzkostenfrei und so leistungsstartk, daß ich die Kompressions-Werte der ersten Wandlungen nicht glauben konnte.
Ich möchte keinen 10000 Wörter Test über meine Erfahrungen schreiben(, weil ich dann Einen machen müsste.). Es gibt eine Menge Literatur von fachlich kompetenteren Quellen als mir.
- https://www.golem.de/news/freier-videocodec-av1-was-der-vp9-nachfolger-leisten-kann-1612-125121-2.html
- https://www.ionos.de/digitalguide/websites/web-entwicklung/av1-codec-vorgestellt/
Ich freue mich einfach, dass Kompression in dieser Form mittlerweile möglich ist.

AV1 WebM ermöglicht es bspw. ein 2:30 min langes MP4-File, daß eigentlich ca. 200 MB groß ist, in ca. 5 MB zu komprimieren ohne optisch derartig starke Einbussen zu haben, wie man sie bei einer so starken Kompression bei H264 oder HEVC erwarten würde.
Im Durchschnitt bin ich bei einer Video-Ausgabe mit 1800x1080p24 („fast FHD“) mit AV1 WebM auf ungefähr 1,9 MB pro Minute Video gekommen. Aus meiner Sicht ist das der Hammer!
Die konvertierten Files waren optisch weniger brillant, aber ohne Artefakte oder andere ernsthafte Qualitätsmängel, die eine Nutzung als App-Content ausschließen würden.
Allerdings benötigte ich mit einem neuen i7 20 Minuten für jede Minute Video, die ich konvertieren wollte. Das ist bedeutend langsamer als z.B. bei h264 oder h265. Bei älteren Rechnern kann es nochmal erheblich langsamer gehen.